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103. Zürcher Kunstturnertage vom 8./9. Mai 2021 in Bonstetten

Comeback, Standortbestimmung und Kaderplatz Empfehlung

Nachdem letztes Jahr keine Wettkämpfe ausgetragen werden konnten sind die 103. Zürcher Kunstturntage in diesem Jahr eine wichtige Standortbestimmung, bei den älteren Jahrgängen auch eine Chance sich für einen Kaderplatz zu empfehlen und für manche ein Comeback nach verletzungsbedingen Pausen.

P6 Henji Mboyo (TV Opfikon-Glattbrugg)


P5 Carlo Riesco (TV Wädenswil)


P4 Julian Pitsis (TV Opfikon-Glattbrugg)












P3 Ben Wolfer (TV Henggart)


P2 Lars Holzer (KTV Dietikon)


P1 Vincent Brombacher (TV Rüti)

 


Am Samstag, 8. Mai 2021 startete der Wettkampf mit dem Programm 2. Alle fünf Turner aus dem RLZ klassierten sich unter den Top 14. Trotzdem zog Trainer Christian Grossniklaus ein durchzogenes Resümee nach dem Wettkampf. Beim Sprung wollten die Turner mit schwierigen Sprüngen ihre Fortschritte zeigen, was leider nicht wunschgemäss gelang. Sehr zur Freude des Mitorganisators KTV Dietikon durfte sich Lars Holzer als Vierter, jedoch bester Zürcher als Kantonalmeister feiern lassen.

Im P3 war der stärkste ZTV-Athlet mit Lars Schlatter vom TV Bülach noch nicht an allen Geräten im Einsatz, er schont sein Knie für die weitern Wettkämpfe. Seine Chance nutzte Ben Wolfer vom TV Henggart mit einer sehr guten Reckübung, schaffte er es als Dritter auf das Podest. Die ersten dreiplatzierten waren innerhalb von winzigen 0,2 Punkten. Diese verschenkte Ben am Pferdpauschen.

Im Programm 4 hatten die ZTV-Turner einen fehlerhaften Wettkampf mit vielen Stürzen, Fehlern und Unsicherheiten. Dies gilt es für die weiteren Anlässe zu analysieren und zu korrigieren. Trotzdem kann sich das Resultat sehen lassen, sie platzierten sich geschlossen auf den Rängen 3 bis 7.

In der neuen Rolle als Trainer in Bonstetten anzutreffen war der ehemalige Spitzenkunstturner Marco Rizzo. «Nach der Olympia-Absage habe ich lange mit dem Entscheid gerungen. Der Hauptgrund für meinen Rücktritt war, dass ich mich bereits letztes Jahr entschlossen hatte, im August meine Turnkarriere zu beenden», so der 28-Jährige. Die neue Rolle als Trainer gefällt ihm: «Es macht Spass meine Erfahrungen an die jungen Turner weiterzugeben, allerdings bin ich genau so nervös wie früher», gibt er lachend zu. Seine Schützlinge Carlo Riesco (1.) und Janic Fässler (3.) beide vom TV Wädenswil sowie Nico Oberholzer (4.) vom TV Opfikon-Glattbrugg und Colin Jaden Schmid (9.) vom TV Niederhasli haben alle überzeugt. Cheftrainer Christian Grossniklaus ist ebenfalls zufrieden mit den Turnern. «Sie haben grosse Fortschritte im Schwierigkeitsgrad erzielt, noch fehlt die Stabilität und die saubere Ausführung» stellt er zufrieden fest.

Comeback der Nationalkaderathleten Mboyo und Yusof
Wegen einer Oberarmverletzung und der anschliessenden Zwangspause durch Corona bestritt Henji Mboyo (TV Opfikon-Glattbrugg) zwei Jahre keine Wettkämpfe mehr. In der Königsklasse P6 krönt Henji Mboyo nun sein Comeback mit dem Sieg. Der 23-jährige Nationalkader-Turner und ehemalige Athlet vom RLZ Rümlang setzte mit der Gesamtpunktzahl von fast 81 Punkten ein starkes Zeichen. Nun freut er sich auf die nächsten Standortbestimmungen. Dies werden die drei Qualifikationswettkämpfe für die Olympischen Spiele (OS) 2021 sein, der erste ist am 29. Mai. Er freut sich sehr darauf, vor allem da er sie unbelastet angehen kann. «Nach dieser langen Pause gehe ich ‘Step by Step‘ vorwärts. Mein nächstes grosses Ziel sind erst die Olympischen Spiele 2024», erklärt Mboyo.

Einen anderen Stellenwert hat diese OS-Quali für Eddy Yusof. Der 26-Jährige möchte nach der erfolgreichen Teilnahme in Rio im Jahr 2016, wo er Zwölfter und bester Schweizer im Mehrkampf wurde, nach Tokio reisen. Doch auch er muss sich an den Plan ‘Step by Step‘ halten. Seit den Weltmeisterschaften im Oktober 2019 in Stuttgart hat er Rückenschmerzen. Daher konnte er der Corona-Zwangspause durchaus Positives abgewinnen. «Die Pause tat mir gut, wobei die Rückenbeschwerden nach wie vor präsent sind», erzählte der Turner des TV Bülach. Yusof entschied sich deshalb die Rückkehr in den Wettkampf schrittweise anzugehen und startete «nur» an drei Geräten: am Pauschenpferd, Barren und Reck. Vor allem an seinem Paradegerät Barren überzeugte er mit der schwierigsten und besten Übung aller Teilnehmer – 14,900 (Difficulty 5,9).

Ebenfalls zurück an den Wettkämpfen sind die beiden 20-jährigen Vereinskollegen von Mboyo Ian Raubal (10.) und Davide Bieri (6.). Beide gehören seit Januar 2020 dem erweiterten Nationalkader an. Ihr erstes Jahr bei der Elite haben sie sich anders vorgestellt. «Den letzten Wettkampf turne ich im Sommer 2019 am Eidgenössischen Turnfest in Aarau», erklärte Ian Raubal, der Schweizer Juniorenmeister im Kunstturnen von 2019. «Früher hatten wir 5-6 Wettkämpfe im ersten halben Jahr, nun muss ich das ‘alte‘ Wettkampffeeling erst wieder kennenlernen. Ich habe beim Einturnen viel zu viel Energie verloren, zudem kam ein Geräte nach dem anderen viel zu schnell dran», erklärte Bieri.Auch die Geräte fühlten sich andres an, insbesondere der Boden sei viel härter als der in Magglingen. «Auf alle Fälle war es toll den Zürcher zu turnen und das Gespür für andere Bedingungen an Anlässe wieder kennenzulernen», so Bieri.

Die anderen Zürcher Turner zeigten sich ebenfalls von einer sehr guten Seite und sind im Fahrplan für die Schweizer Meisterschaften der Junioren (SMJ) und Schweizer Meisterschaften (SM) Elite im Juni.
Am Sonntag fand das Einführungsprogramm für die Jüngsten statt. Bei den meisten siebenjährigen dürfte dies erst der zweite Wettkampf in ihrer noch jungen Turnkarriere gewesen sein. Gewonnen wurde der Wettkampf von Santiago Ferreira Marques (TV Opfikon-Glattbrugg).
 
Bei den 8- bis 9-jährigen geht es bereits darum auf sich aufmerksam zu machen und den Schritt in das Programm 1 zu schaffen. Im Programm 1 sind dann bereits die Turner aus den Regionalen Leistungszentren im Einsatz. St. Gallen, Thurgau, Schaffhausen und Aargau sandten ihre besten Turner. Mit fast 80 Teilnehmer kann man freudig feststellen, dass der Nachwuchs gesichert ist. Auch turnerisch waren in dieser Leistungsklasse bereits einige Highlights zu sehen.

Das Ressort Kunstturnen Männer des ZTV wird in den folgenden Tagen die Selektionen für die SMJ und SM vornehmen. Zudem werden auch ie Teams pro Kategorie zusammengestellt, welche dann an der SMJ im Mannschaftsklassement brillieren wollen.

Trotz besonderer Umstände beste Voraussetzung geboten
Der KTV Dietikon (Kunsturnen Männer) und das KUTU Urdorf (Kunstturnen Frauen) haben sich aus der Not heraus vor einigen Jahren für die Sommertrainings zusammengeschlossen. Mitunter um diesen Trainingsbetrieb finanzieren zu können, ist die Idee entstanden, die beiden grössten Kunstturn Anlässe des Kantons Zürich zu organisieren. Erst Anfang April entschloss sich as Organisationskomitee, die geplanten Wettkämpfe auch wirklich durchzuführen, da der Fokus daraufgesetzt wurde, dass die Turner endlich wieder wettkampfmässig turnen und sich hinsichtlich ihrer Leistungen orientieren können.

Nun freuen sich die Organisatoren auf die Kunstturnerinnen, welche am nächsten Wochenende. Am 15./16. Mai 2021 ihre Wettkämpfe ebenfalls in Bonstetten absolvieren werden. Die Zürcher Kunstturnerinnentage können via Livestream verfolgt werden.

Text: Michael Lee und Renate Ried
Bilder: Harald von Mengden

Zürcher Kantonal Meister 2021
P6 Henji Mboyo (TV Opfikon-Glattbrugg)
P5 Carlo Riesco (TV Wädenswil)
P4 Julian Pitsis (TV Opfikon-Glattbrugg)
P3 Ben Wolfer (TV Henggart)
P2 Lars Holzer (KTV Dietikon)
P1 Vincent Brombacher (TV Rüti)

Resultate
Eine Auswahl an Fotos sind auf www.altenwoga-foto.ch ersichtlich. Dort kann jedoch pro Turner auch eine Auswahl an Bildern bestellt werden (Name des Turners angeben)