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Zürcher Kunstturnerinnentage, 15./16. Mai 2021 in Bonstetten

Auffallende Leistungsunterschiede

«Corona» hinterlässt Spuren: Aufgefallen ist an den Zürcher Kunstturnerinnetagen vom 15./16. Mai 2021 in Bonstetten der Leistungsunterschied zwischen Turnerinnen, welche das Training altersbedingt früher wieder aufnehmen konnten, sowie vor allem der Unterschied von Turnerinnen aus Turnzentren und Vereinsturnerinnen, die auf öffentliche Turnhallen angewiesen sind und teilweise lange nicht in die Hallen durften.

Die letzten Zürcher Kunstturnerinnentage fand 2019 in Wädenswil statt, nach der Corona bedingten Wettkampfpause konnte dieser traditionelle Wettkampf nun endlich, wenn auch unter Ausschluss von Zuschauenden vor Ort wieder stattfinden. Da der Anlass für die Athletinnen die letzte Gelegenheit bot sich für die Schweizer Meisterschaften der Juniorinnen vom 12./13. Juni 2021 in Obersiggenthal zu qualifizieren reisten Turnerinnen aus der ganzen Schweiz nach Bonstetten. Die bestplatzierte Zürcherin in den Programmen P1 bis P6 wurde zudem «Zürcher Kantonalmeisterin».

Chiara Betschart Kantonalmeisterin P6 2021
P6 Chiara Betschart (Kutu ZH-Oerlikon)

Lou-Anne Citherlet Kantonalmeisterin P5
P5 Lou-Anne Citherlet (Kutu Neerach)

Angelina Winiger Kantonalmeisterin P4
P4 Angelina Diana Winiger (TV Horgen)

Jana Hinderlin Kantonalmeisterin P4A
P4A Jana Hinderling (TV Bülach)

Giulia Ritchie Kantonalmeisterin P3
P3 Giulia Ritchie (Satus Uster)

Alia Bolliger Kantonalmeisterin P2
P2 Alia Bolliger (TV Wädenswil)

Loa Walser Kantonalmeisterin P1
P1 Loa Walser (Turnsport TV Rüti)

Die Übung von Chiara Betschart (KUTU Zürich-Oerlikon) am Stufenbarren war nicht die schwierigste des Programm 6, aber definitiv die schönste Vorführung unter den P6 Turnerinnen. Das Zusammenspiel von Musik und Bewegung in der Bodenübung darf ebenfalls als Augenweide bezeichnet werden. Zum Mehrkampf gehört auch der Balken und da musste die 16-jährige, die im Leistungszentrum im Furttal in Regensdorf trainiert einen herben Dämpfer einstecken. Der Wettkampf sei ganz okay gelaufen meint Betschart am Schluss und hat auch schon die nächsten Ziele vor Augen. Sie will unbedingt den Doppelsalto am Boden in ihr Programm aufnehmen. Als vierte und beste Zürcherin konnte sich Chiara Betschart zur Kantonalmeisterin ehren lassen.

Damit auch die über 20-jährigen Turnerinnen endlich einen Wettkampf absolvieren konnten, führten die Organisatoren wegen der 15 Personen Regel des BAG im Amateursport, kurzerhand einen separaten Corona konformen Wettkampf für die zwei ü20 der P6 Turnerinnen durch. Dieser grosse zusätzliche Aufwand wurde sehr geschätzt!

Mit einem Salto zum Titel
Mit den Neuenburger Kunstturnerinnetage vor einem Monat begann für Lou-Anne Citherlet (Kutu Neerach) endlich wieder eine Wettkampfsaison. «Der erste war schon speziell, doch zum Glück war ich schon immer ein Wettkampftyp, so dass ich mich rasch wieder an alles gewöhnte», so Lou-Anne Citherlet. In Bonstetten turnte sie ihren dritten Wettkampf, aufgrund der Abmeldungen war sie im Programm 5 konkurrenzlos. Doch dies schmälerte die Motivation und Leistung der 14-Jährigen kein bisschen. Ihr Ziel war ihre Übungen «aufzustocken», was im Turnjargon bedeutet den Schwierigkeitswert der Übung zu erhöhen. Dies gelang ihr eindrücklich. Am Sprung zeigte sie mit einem Überschlag gefolgt von einem Salto vorwärts den schwierigsten Sprung der ganzen zwei Tage. Mit einem Salto vorwärts sprang sie auch auf den nur zehn Zentimeter breiten Balken und überzeugte auch hier, trotz einem unfreiwilligen Verlassen des Gerätes während der Übung. Am Ende erreichte sie mit einem Total von 45,800 Punkten 3,7 Punkte mehr als noch vor einem Monat. «Ich bin besonders stolz, dass ich die Rückwärtsserie auf dem Balken geschafft habe», erklärt die Watterin. Damit wurde Lou-Anne Citherlet, die als eine von nur acht Turnerinnen dem schweizerischen Juniorinnenkader angehört, verdient Kantonalmeisterin.

Schwierigkeit gab Sicherheit
Angelina Diana Winiger, TV Horgen, siegte mit grossem Vorsprung und wird zugleich Kantonalmeisterin im Programm 4. «Am letzten Wettkampf hatte ich mehrere Stürze, daher machte ich mit meinen Eltern ein Mental-Training. Als ich in die Halle kam hatte ich ein gutes Gefühl, die Tipps haben mir geholfen», so Angelina Winiger. Die 13-Jährige kommt aus einer sportlichen Familie ihr Vater war Schweizer Meister im Boxen und ihre Mutter dreifache Synchronschwimm Weltmeisterin. In Bonstetten hat sie vor allem ihre Übungen aufgestockt. «Ich sagte mir auch, wenn ich viel schwieriger turne als die anderen kann ich auch stürzen und kann trotzdem besser sein. Dieses Gefühl gab mir Sicherheit», so die Horgenerin. Am Stufenbarren zeigte sie zum Bespiel bereits ein Flugelement, einen Jägersalto. Aus dem Rückschwung turnte sie einen Salto vorwärts gegrätscht in den Hang. Das Konzept ging auf. Am Ende siegte sie mit 59,850 Punkten und 6,65 Punkten Vorsprung auf die Zweitplatzierte. Angelina Wininger träumt bereits davon an Olympischen Spielen zu turnen. Ihr grosses Vorbild ist Angelina Melnikowa, die russische Olympionikin wurde an der EM 2021 in Basel zweite im Mehrkampf. «Ich bewundere den Stil der russischen Turnerinnen und sie heisst wie ich», erzählt die 13-Jährige lachend.

Stufenbarren klassiert
Mit ihrem attraktiven Eingang und einem schönen Übungsfluss am Stufenbarren, konnte sich Jana Hinderling vom TV Bülach die zweitbeste Note an diesem Gerät gutschreiben lassen. Als Zweite des Programms P4 Amateur holte sie sich als beste Zürcherin Kantonalmeister Titel. «Ich glaube ich zeigte noch nie so eine schöne Barrenübung», erzählt die 14-Jährige strahlend, «dabei war ich hier früher gar nicht gut! Ich bin meiner Trainerin sehr dankbar hat sie mich hier an die Spitze gebracht.» In der Zeit der geschlossenen Hallen trainierten die Bülacherinnen u.a. fleissig an den Recks auf den Vita-Parcours und Jana Hinderling ergänzt: «Ich wohne auf einem Bauernhof, mein Vater hat mir extra ein Reck aufgebaut, dass ich trainieren kann.» Der Stufenbarren war jenes Gerät, an dem die grössten Leistungsunterschiede zu sehen waren.

Giulia Ritchie (Satus Uster) startete wie ihre Konkurrentin Lorina Seiler vom organisierenden Verein Kutu Urdorf im Programm 3 am Sprung. Mit der höheren Schwierigkeit ging Lorina Seiler klar in Führung. Bei den nächsten Geräten konnte dann Giulia Ritchie laufend Boden wettmachen und wurde als Fünfte mit 50,375 Punkten klare Kantonalmeisterin.

Hohes Gesamttotal
Mit einer hohen Gesamttotal von 55,70 Punkten siegte Alia Bolliger (TV Wädenswil) im Programm 2. «Ich bin zufrieden mit meinem Wettkampf, obwohl ich beim Stufenbarren meinen Handstand nicht wunschgemäss turnen konnte», erzählt Alia Bolliger unmittelbar nach dem Wettkampf. Zufrieden darf Alia tatsächlich sein, denn sie erturnte bei fast allen Geräten die Bestnote der Teilnehmerinnen. Sehr zur Freude des OKs wurde die Urdorferin Francesca Savo Zweite. Nun stehen die Schweizer Meisterschaften der Juniorinnen vor der Tür. «An diesem Wettkampf möchte ich unter die besten Zehn turnen und nächstes Jahr turne ich dann im P3», erzählt Alia Bolliger, die am Balken mit «Flic-Flic» bereits an der nächsten Schwierigkeit trainiert.

Reglement musste entscheiden
Der Wettkampf im Programm 1 blieb bis zum letzten Durchgang spannend. Mit Loa Walser vom Turnsport TV Rüti und Finja Frehner vom SATUS Uster waren gleich zwei Turnerinnen mit 54,85 Punkten und einem Schwierigkeitswert von 20,5 Punkten auf den vordersten Rängen, so dass das Reglement über den Rang und Titel der Kantonalmeisterin entscheiden musste. Loa Walser wurde Zweite und Finja Frehner Dritte.

Gleich mit sechs Turnerinnen startete der TV Opfikon-Glattbrugg im kantonalen Programm Open und alle klassierten sich unter den besten Zehn. Mit Victoria Adel auf Rang 1 und Naja Untersander auf Rang 2 prägte Opfikon-Glattbrugg nicht nur den Wettkampf, sondern auch das Podest.

Das Einführungsprogramm wurde von den siebenjährigen Turnerinnen des KUTU Zürich-Oerlikon geprägt. Gleich vier Turnerinnen klassierten sich unter den ersten Zehn. Mit Aliyah Gonzalez auf dem ersten und Léna Nowosadowska auf dem zweiten Rang auch das Podest.

Gold fürs OK
Eine Goldmedaille für die Organisation hätte das OK bestehend aus dem KTV Dietikon (Kunsturnen Männer) und KUTU Urdorf (Kunstturnen Frauen) verdient. Die beiden Co-Präsidentinnen Denise Brunner und Marion Holzer sind froh, dass das OK-Team so lange zur Verfügung stand und die grosszügigen Sponsoren nicht abgesprungen sind. Trotz der besonderen Umstände ist es uns gelungen, in der Schachen Halle in Bonstetten, tolle Wettkampfanlage bereitzustellen, welche den Turnerinnen, aber auch den Turnern eine Woche davor, beste Voraussetzungen bot, stellen beide zufrieden fest.

Die Zusammenarbeit zwischen Funktionären des ZTV und des Organisationskomitees wurde von allen Beteiligten gelobt. Schön, wenn neben den Turnenden auch die ehrenamtlich tätigen Turnfreunde ein zufriedenes Fazit ziehen können.

Text: Michael Lee und Renate Ried
Bilder: Harald von Mengden

 

Kantonalmeisterinnen 2021

P6 Chiara Betschart, Kutu Zürich-Oerlikon
P5 Lou-Anne Citherlet, Kutu Neerach
P4 Angelina Diana Winiger, TV Horgen
P4A Jana Hinderling, TV Bülach
P3 Giulia Ritchie, SATUS Uster
P2 Alia Bolliger, TV Wädenswil
P1 Loa Walser, Turnsport TV Rüti

 

Resultate

Eine Auswahl an Fotos sind auf www.altenwoga-foto.ch ersichtlich. Dort kann pro Turnerin auch eine Auswahl an Bildern bestellt werden (Name angeben)