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Schweizer Meisterschaften Kunstturnen Junioren 5./6. Juni 2021 in Sargans

Mehr als ein Drittel der Medaillen erturnte sich der Zürcher Kunstturnernachwuchs

Der Schweizer Juniorenmeister im Kunstturnen kommt aus dem Aargau und heisst Florian Langenegger. Er wird damit Nachfolger von Ian Raubal (TV Opfikon-Glattbrugg), der 2019 den Titel gewonnen hatte und Pandemie bedingt diesen zwei Jahre lang führen konnte.

Silas Ditttmann am Pauschenpferd
Silas Ditmman einziger Zürcher im P6
Bild: Harald von Mengden

Mit dem Sieg des Aargauers endet für die Zürcher eine lange Serie. Seit 2014 Sascha Coardi (TV Bülach) den Titel gewann war jedes Jahr ein Zürcher zu Oberst auf dem Podest. Auch wenn es in der Programmstufe 6 bei den Zürchern aktuell eine Lücke gibt, überzeugten die Zürcher in allen anderen Programmen.

21 Medaillen nach Zürich
Insgesamt gingen 21 Medaillen an Zürcher - davon je eine goldene für die Teamwertung P1 bis P4 - was mehr als ein Drittel der Medaillen bedeutet. Der Cheftrainer des Regionalen Leistungszentrums (RLZ) in Rümlang Christian Grossniklaus ist zufrieden aber auch kritisch: «Es war für uns keine Überraschung, dass wir im P6 keinen Podestplatz erreichten. Es gab verschiedene Rücktritte und wir hatten immer schon wenige Turner der Jahrgänge 2003 – 2005, die Ursache liegt also zehn Jahre zurück.» Hinzu kam leider noch eine Verletzung von Jan Schumacher (Jg 2004; TV Rickenbach), der sich anfangs Mai am Kunstturnertag Bern/Freiburg das Knie überstreckte, so dass er die Saison vorzeitig beenden musste. So war Silas Dittman (TV Horgen) der einzige Zürcher am Start. «War schon etwas seltsam nur ich und der Trainer, da ja keine Zuschauer zugelassen waren fehlten auch die Zurufe der Teamkollegen», erklärte der 16-Jährige. Er genoss jedoch auch die Ruhe und war so kaum nervös. Im Mehrkampf wurde er zehnter und in den Gerätefinals wurde er am Pauschenpferd Vierter und am Boden Sechster.

Spannend bis zum Schluss

Janic Fässler Schweizer Meister Kunstturnen P5
Janic Fässler, Schweizer Meister P5
Bild: Martin Fröhlich
Janic Fässler Schweizer Meister Kunstturnen P5
Omar Ateyeh Bronze im P5
Bild: Harald von Mengden

Im P5 waren hingegen von den 19 Turner am Start acht aus dem Kanton Zürich, sechs die im RLZ Rümlang trainieren und zwei Turner aus dem Trainingszentrum Winterthur. Die Dichte ist also wieder vorhanden und auch die Qualität: Gold und Bronze gingen nach Zürich, so wie zehn Medaillen von 18 möglichen in den Gerätefinals im P5. Schon im Vorfeld wurden aufgrund der Saisonleistungen Carlo Riesco, Janic Fässler (beide TV Wädenswil) sowie Nico Oberholzer (TV Opfikon-Glattbrugg) gehandelt. Gleich beim Startgerät setzte Janic Fässler eine Marke. Er zeigte eine schwierige Kür, die er mit dem Doppelsalto rückwärts gebückt in den Stand beendete – 15,266 (6,6), diese Wertung wurde bis zum Schluss von keinem Turner mehr übertroffen. Riesco und Oberholzer gelang der Auftakt nicht nach Wunsch beide mussten u.a. ihre Positionen im Handstand korrigieren. Beide liessen aber den Kopf nicht hängen und überzeugten am nächsten Gerät Reck. Oberholzer mit einer schwungvollen Übung mit Stalder und Endo und Carlo mit dem Flugelement ‘Tkatchev-Grätsche’ über die Stange. Oberholzer erhielt die Höchstnote 14,300(Difficulty 6,3) mit der schwierigsten Übung und Riesco mit 14,066 (6,1) die zweithöchste Note. An die Spitze des Klassements gesetzt hat sich aber nach zwei Geräten ein weiterer Zürcher: Omar Ateyeh (TV Opfikon-Glattbrugg). Da er wegen wachstumsbedingten Rückenschmerzen und Muskelverhärtungen langsam aufgebaut und turnte er in Sargans seinen ersten Mehrkampf und war daher bei einigen nicht auf der Rechnung. In der anderen Gruppe tunend kam er als zweites zu seinem Lieblingsgerät. Virtuos wanderte er vorwärts und rückwärts auf den Händen über den Pferdrücken und die Pauschen. Verdient erhielt er die absolute Topnote von 16,066 (8,1) am Pauschenpferd. Janic Fässler hielt sich auf Rang 3. In der dritten Runde am Boden musste Oberholzer bei der zweiten Bahn die Landung mit deiner Hand am Boden auffangen und auch sonst wirkte er nicht so spritzig wie gewohnt. Am Ende klassierte er sich als Sechster auf einem Diplomrang. «Es lief nicht so, ich war recht nervös und habe mich schwer gefühlt», erklärte er nach dem Mehrkampf. Riesco beeindruckte am Boden – 14,400 (6,7), doch dann erwischte er einen rabenschwarzen Tag: Gleich zu Beginn seiner Pauschenpferdübung blieb er hängen, findet sich wieder und muss dann doch noch absteigen – 6,233 (4,10) und weg der Traum von einer Mehrkampfmedaille. Fässler begann seine Bodenübung gleich mit einem Knaller: einem Überschlag gefolgt von einem Dopelsalto gehockt vorwärts auch der Rest gelang 14,100 (7,1) und auch die beiden letzten Geräte glückten, so dass er am Ende mit 82,365 Punkten souverän siegte. «Es ist ein schönes Gefühl hat lange gebraucht bis ich das erreicht habe, ich bin erleichtert», so der strahlende Sieger nach der Rangverkündigung. Bronze erturnte sich Omar Ateyeh und erklärte: «Ich habe nicht so viel von mir erwartet, ich bin sehr stolz auf meine Leistung. » Ebenfalls in die Diplomränge turnte Quinn Müller (TV Wädenswil) als Siebter. In den Gerätefinals am Sonntagnachmittag konnte die Zürcher ihren Palmarès zehn weitere Medaillen hinzufügen. Am Boden und am Reck belegten die Zürcher gar alle Podestplätze. Insgesamt stimmt das P5 sehr zuversichtlich: Die Dichte ist wieder vorhanden und auch die Qualität.

Gold in allen Teamwertungen P1- P4

Team Kunstturnen Zürich P2
Freude des P2, als der Teamsieg verkündet wurde
Bild: Harald von Mengden

«Ich bin vor allem auch über die Mannschaftsresultate der Nachwuchskategorien glücklich, zeigt es doch die Breite, ein Sieg im Einzel wäre natürlich noch das Tüpfelchen auf dem i gewesen», so Grossniklaus. Im P4 gab’s Gold im Team für Julian Pitsis, Nick Reuling, Luis Brandenberger, hinzu kommt Silber im Mehrkampf für Julian Pitsis (TV Opfikon-Glattbrugg). Im P3 gab’s Gold im Team für Lars Schlatter, Ben Wolfer und Gabriel Borrego Iglesias, hinzu kommt Bronze für Lars Schlatter (TV Bülach).

Da 2020 Corona bedingt die ganze Saison ausfiel turnten in diesem Jahr auch die P2 zum ersten Mal an nationalen Titelkämpfen. Im Programm 2 starteten sieben Zürcher im Teilnehmerfeld der 36 besten Schweizer Turner der Altersklasse 11 Jahre. Lars Holzer (KTV Dietikon) zeigte sich – einmal mehr – als sehr guter Barrenturner und erreichte die Tageshöchstnote seiner Kategorie an diesem Gerät. «Am Barren und an den Ringen lief es mir super und ich fühlte mich dabei so richtig gut», meinte er nach dem Wettkampf. Lars Holzer turnte, nach einer starken Saison, als Dritter erneut aufs Podest. Zusammen mit Alassane Böhm und Leo Reuben Drake durfte er auch freudestrahlend aufs oberste Treppchen des Podests steigen. Zusammen mit Glenn Müller bildeten Vincent Brombacher und Leano Frangao (alle Turnsport TV Rüti) das Zürcher Trio, welche in der Teamwertung Gold holten. «Ich bin sehr zufrieden, wir haben unser Ziel erreicht. Der Wettkampf machte uns allen grossen Spass», äusserte sich Trainer Marco Baumgartner zum Erfolg seiner Schützlinge. Zudem gewinnt Vincent Brombacher Silber und Leano Frangao Bronze. «Ich bin sehr zufrieden mit meinem Wettkampf, besonders mit der hohen Note 15,850 am Pauschenpferd», erklärte der zehnjährige Vincent.

Text: Renate Ried

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