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125. Tagung der Eidg. Turnveteranen-Vereinigung (ETVV), 04. September 2022

Turnveteranen tagten am Vierwaldstättersee

Endlich war es wieder soweit. Nach zweijährigem Unterbruch (Pandemie) «pilgerten» gegen 600 ältere Turner aus der ganzen Schweiz sowie Gäste aus Politik und Sport am 04. September 2022 in den Loppersaal nach Hergiswil am Vierwaldstättersee, darunter auch die Albis-Veteranen. Der 99-jährige Meinrad Müller aus Kappel SO durfte sich als ältester Teilnehmer gebührend feiern lassen. Freiburg ist am 15. Oktober 2023 der nächste Austragungsort.

Es ist zur Tradition geworden, auch diesmal war für die Säuliämtler der Car das Reisemittel, der Mann am Steuerrad ein ehemaliger Oberturner, Werner Schoch, TV Obfelden. Leider das letzte Mal, er erneuert die bald ablaufende Lizenz nicht mehr. Durch verschiedene kurzfristig eingegangene Abmeldungen (gesundheitliche Gründe) wurde die Truppe etwas „geschwächt“, 25 Mitglieder der Gruppe Albis (Totalbestand: 109) verschoben sich in Richtung Innerschweiz, darunter der Doyen Robert Hagenbuch, Jg. 1929 (Affoltern) und der „Jugendriegler“ Rudolf Fornaro, Jg. 1958 (Hedingen’s Gemeindepräsident). Der Vorstand: Kurt Dubach (Hedingen), Albert Staub (Bonstetten), Werni Meier (Mettmenstetten) schaute zum „Rechten“. Am Start noch Regengüsse, am Ziel wurde die Festgemeinde jedoch mit Sonnenschein herzlich willkommen geheissen.

Hergiswil mit rd. 6000 Einwohnern liegt am Fusse des Pilatus, im untersten „Zipfel“ des Kantons Nidwalden an Luzerner Gebiete angrenzend. Der Name wird erstmals in einer Habsburgischen Urkunde um 1306 erwähnt. 1378 kauften sich die Bewohner des kleinen Fischerorts frei und wurden eine selbständige Genossengemeinde des Kantons Nidwalden. Um 1800 kam es wiederholt zu Kämpfen zwischen Unterwaldnern und französischen und helvetischen Truppen. Hauptberufe waren in früherer Zeit Bauer (meist Viehzucht) und Fischer. Diese Struktur hat sich stark verändert. Nebst der bekannten „Glasi“ (gegründet 1817) kamen verschiedene Unternehmen im Baugewerbe hinzu. Das Dorf war bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts für grosse Güter nur mit Booten zu erreichen. Durch den Bau der Brünigstrasse (1854-1858) konnte man auch auf dem Landweg nach Hergiswil gelangen. Der Anschluss an das Schienennetz erfolgte mit dem Bau der Brünigbahn (1887-1889). Der Ort ist aufgrund der niedrigen Steuern eine begehrte Wohnadresse, die Immobilienpreise liegen aber im oberen Segment. Die ganze Region (See, Berge) wird touristisch und für Ferienaufenthalte sehr geschätzt, auch von Ausländern (Pilatus, Bürgenstock, Stadt Luzern usw.) Unter den örtlichen Persönlichkeiten wird u.a. die Extrembergsteigerin Evelyne Binsack erwähnt.

Der gesellschaftliche Anlass
Die Veteranengruppe STV Luzern hat die Organisation übernommen; unter der bewährten Führung des OK-Präsidenten Hansjörg Kaufmann wurde den Festbesuchern einen angenehmen und freundlichen Aufenthalt geboten. Letztmals hat Hergiswil 1997 Gastrecht gewährt. Diese Tagung dient der Manifestierung von Kameradschaft, Verbundenheit, Ehrungen und Traditionen im Sinne und Würdigung der ideellen Werte im Turnwesen. Auch die sozialen Aspekte verdienen grosse Anerkennung. An dieser Tagung werden keine Traktanden für Abstimmungen und Wahlen vorgelegt. Dafür ist die Delegiertenversammlung (DV) zuständig, sie hat am 12. August 2022 in Basel stattgefunden - nächstmals am 24./25. August 2023 in Lugano. Immerhin wird üblicherweise jeweils vom Zentralvorstand (ZV) über wichtige Angelegenheiten informiert, das scheint diesmal teils untergegangen zu sein. Hier ein kurzer Ueberblick im Telegrammstil: Mitgliederzahlen gehen laufend zurück, zur Zeit sind es 3904 in 31 Gruppen gemäss Etat. Die Neuaufnahmen können die Todesfälle nicht kompensieren. Die Finanzen sind im Lot, Jahresrechnung 2021 und Budget 2023 wurden genehmigt. Die per 31. Dezember 2021 durch den Rücktritt von Edmond Fragnière (Fribourg) im ZV eingetretene Vakanz konnte wieder besetzt werden. Das bisherige GPK-Mitglied Bernard Cattin (Neuchâtel) ist der Nachfolger. Für ihn wurde Rémy Cantin (FrIbourg) neu in die GPK gewählt. Viel zu reden und zu schreiben (schon im Vorfeld der DV) gaben die Anpassungen in Reglementen und die dadurch logischen Änderungen in den Statuten. Nach wiederum an der DV endlosen Diskussionen konnte dann auch dieses Traktandum unter „Dach und Fach“ gebracht werden. Auf die DV 2023 treten von den total sieben Mitgliedern im ZV deren drei zurück: Kurt Egloff (Präsident), Gaspare Nadig (Sekretariat deutsch/ Protokoll), Jürg Chrétien (Etat). Bis jetzt liegen aus den Gruppen keine Nachfolge-Nominationen vor, das bereitet doch „etwas“ Sorge, die Gruppen sind gefordert.

Auftakt, Musik, Turnerlied, Ehrendamen, Fahnen, Blumen
Immer wieder fasziniert dieses Ambiente und auch im Loppersaal schlugen die Turnerherzen höher, es herrschte eine wunderbare Stimmung. Nach dem Coronabedingten Unterbruch hatten sich die Veteranen gar vieles zu sagen - Freudiges und Trauriges. Nach dem musikalischen Einstimmen mit den „Rümligbuebe“, es spielten auch „Meitli“ mit (der Rümlig ist ein Nebenfluss der Kleinen Emme), wurde, wie könnte es anders sein, die Turnerhymne gesungen „Was ziehet so munter das Tal entlang“. Zentralpräsident Kurt Egloff (Grp. Glatt- und Limmattal) hiess die Veteranen und Gäste herzlich willkommen und dankte dem OK für die Gastfreundschaft und die geleistete Arbeit. Zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Sport sind der Einladung gefolgt und haben der Veteranenvereinigung Anerkennung und Interesse erwiesen. So z.B. der Nidwaldner Landammann Joe Christen, der Nidwaldner Landrat Remo Z’berg, der Hergiswiler Gemeindepräsident Daniel Rogenmoser, alt Nationalrat Edi Engelberger und Martin Hebeisen, Mitglied des Zentralvorstandes des Schweizerischen Turnverbandes.

 

 

 

Feierliche Ehrungen in Trauer und Freude und die Insignienübergabe
Seit der letzten Tagung Olten 2019 sind 369 Turnkameraden verstorben, darunter auch der bisher älteste Veteran Hans Graber, Jg. 1918 (Gruppe Zürich-Stadt). In einer würdigen Zeremonie wurden die Verstorbenen in Ehre und Erinnerung behalten. Die Gruppe Albis musste von sieben Turnern für immer Abschied nehmen: Walter Aeberli (Bonstetten), Walter Bär (Wettswil), Heinrich Grimmer (Knonau), Hansruedi Gut (Ottenbach), Rolf Hausheer (Affoltern), Kurt Kienast (Bonstetten), Fritz Schneebeli (Ottenbach). Die älteren Semester kommen jeweils in den Genuss von speziellen „Honneur’s“ – es sind die 80-Jährigen (goldenes Treueabzeichen) und die ab dem 90. Altersjahr (Blumen und Rebensaft). Die Ehrendamen widmen sich mit besonderer Aufmerksamkeit diesen „betagten Jugendrieglern“. Unter den 31 Jubilaren (80 Jahre jung, mindestens seit 10 Jahren Mitglied einer ETVV-Gruppe und ebenso fünf Tagungen besucht) waren auch zwei Säuliämtler anwesend: Werner Angst (Mettmenstetten), Hansruedi „Güx“ Wettstein (Affoltern).

In der „Kategorie“ ü-90 waren die Jahrgänge 1923-1932 mit 21 Kameraden vertreten, auch hier zwei Albis-Veteranen: Robert Hagenbuch, Jg. 1929, und Walter Fischer, Jg. 1930, beide Affoltern. Doyen Werner Schneiter sen., Jg. 1925, Obfelden, musste sich leider kurzfristig abmelden. In einer anderen, auch ehrenhaften Form werden in alter Tradition die Insignien (Symbole) von Tagungsort zu Tagungsort übergeben, Musik und Fahnen dürfen dabei nicht fehlen. Olten hat die Pflichten erfüllt, Hergiswil hat die Gegenstände wohl zu behüten. Das Banner (Heimat/Zusammengehörigkeit), der Säbel (Wehrbereitschaft), die Satzungen (Grundgesetz der Vereinigung), das Herdenbuch (Namen der Turnfreunde), der Becher (Freundschaft und Geselligkeit), die Glocke (Mahnerin für Ruhe und Ordnung). Diese Symbole haben meines Erachtens auch in der sog. heutigen modernen Weltordnung immer noch ihre Bedeutung.

Grussbotschaften
Motivierende Grussbotschaften mit Dank und Anerkennung bereicherten den Tagungsablauf zur Freude der Veteranenschar. Die drei Persönlichkeiten würdigten den ehrenamtlichen Einsatz der Turner für eine gute und wertvolle Sache. Es geht nicht nur um die sportlichen Leistungen, um Podestplätze und Rekorde. Die Kameradschaft, die Verbundenheit und die nicht zu unterschätzenden sozialen Aspekte haben einen hohen Stellenwert. Diesen Grundelementen ist Sorge zu tragen. Kurzfassung der Vorträge. Gemeindepräsident Rogenmoser: „Information über die Qualitäten von Hergiswil, vielfältiges Vereinsleben, Unterstützung der Jugendförderung, Einladung zum Besuch der Region“. Landammann Christen: „Definition des Alters, heute ist 80 das neue 60. Um fit zu bleiben ist Turnen eine ausgezeichnete Möglichkeit. Oder wandern in der prächtigen Nidwaldner Berglandschaft, z.B. Bürgenstock. Da war schon die Prominenz wie James Bond, Audrey Hepburn und Sofia Loren auf diesen Pfaden unterwegs. Turnveteranen wissen, dass es einem besser geht, wenn man nicht ganz eingerostet ist“. STV ZV-Mitglied Martin Hebeisen: „Der STV befindet sich nach zwei turbulenten Jahren in einer totalen Umstrukturierung - Chancen für die Aufarbeitung der Vergangenheit. Wir möchten der grösste Sportanbieter der Schweiz sein. Die Ehrenamtlichkeit bleibt das Fundament. Die 2888 Turnvereine leisten ein jährliches Volumen von rund 619 Mio. Stunden, was ca. 34 Mia. Franken entspricht“.

Kurt Egloff dankte in seinem Schlusswort dem OK-Präsidenten Hansjörg Kaufmann nochmals für die Übernahme des Anlasses. Der obligate Kantus „Le vieux chalet“ war dann das Finale. Bei Sonnenschein dislozierten die Veteranen zum Apéro auf die Grossmatt-Terrasse und anschliessend wurde wieder im Loppersaal das Mittagessen serviert, wobei im Zeitablauf grosszügige Zwischenpausen eingebaut wurden. Während dem Bankett erfolgten Show-Auftritte mit attraktiven Darbietungen aus dem Turnprogramm. Auf dem Heimweg machte die Albis-Mannschaft noch einen Zwischenhalt im Garten des Restaurants Kreuz, Schoren, Mühlau AG. Bei Bier und „Geschwatz“ war man noch in Hergiswil und diskutierte über die heutige Tagung. Schlussendlich wurde das Ziel mit zufriedenen Veteranen in Affoltern erreicht.

Text: Hans Jud
Bilder: Kurt Dubach

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